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ine Ausstellung der Stadt Herford – Luthers musikalische Erben in Westfalen. Eine LWL-Wanderausstellung zum 500 jährigen Reformationsjubiläum.
Wer kennt ihn nicht – den Weihnachtsklassiker „Ihr Kinderlein kommet“? Die wenigsten wissen jedoch, dass er in der heute bekannten Form aus Gütersloh stammt. Westfalen verfügt über ein vielfältiges kirchenmusikalisches Erbe. Mit der Wanderausstellung „Klang der Frömmigkeit. Luthers musikalische Erben in Westfalen“ widmet sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit dem rock’n’popmuseum Gronau und mit Unterstützung der Evangelischen Kirche von Westfalen dem Einfluss der Reformation auf die Musik bis zur Gegenwart.
Die Reformation verbreitete sich durch Musik. Für Martin Luther war sie Mittel der Verkündigung, Geschenk Gottes und Medizin gegen das Böse. Lieder gaben der Gemeinde eine Stimme – und zwar nicht in der Liturgiesprache Latein, sondern allgemein verständlich auf Deutsch. Luthers Choräle sind heute Gesangbuchklassiker. Auch die reformierte Tradition maß der Musik einen besonderen Wert bei.
Die Ausstellung begibt sich auf die Suche nach dem Sound der frohen Botschaft. Sie behandelt in fünf Kapiteln die Themen: Reformation und Musik in Westfalen, Singebewegung, Instrumente, politische Instrumentalisierung des Liedes und Popmusik. Sie vermittelt multimedial Einblicke in die Geschichte der deutschsprachigen Kirchenmusik. In Westfalen entwickelten sich besondere musikalische Traditionen, wie etwa die Posaunenchorbewegung in Ostwestfalen, das Gloriasingen in Soest, das Kantatefest in Herford oder die Musicals und Oratorien der Stiftung Creative Kirche in Witten. Zudem ist Westfalen eine bekannte Orgellandschaft. „Westfalia non cantat“ (Westfalen singt nicht“) heißt es gemeinhin. „Die Ausstellung verdeutlicht aber die vielfältigen Facetten der in der Reformation entstandenen und gelebten Musiktradition als Teil einer neuen, von aktiver Mitgestaltung geprägten Kultur“, betont die Ausstellungsmacherin Dr. Silke Eilers vom LWL-Museumsamt für Westfalen.
Der Posaunenengel war ein Geschenk des Orgelbauers Friedrich Meier an das Städtische Museum Herford um 1882. Er stammte von einer alten Orgel in der Stephanskirche zu Vlotho von 1640. Daniel-Pöppelmann-Haus/Städtisches Museum Herford; Foto: Greta Schüttemeyer, LWL-Medienzentrum für Westfalen.
„Neu-eingerichtetes Herfordisches Gesang-Buch“, Herford 1750. Kommunalarchiv Herford; Foto: Greta Schüttemeyer, LWL-Medienzentrum für Westfalen
Impressionen der Vernissage
Eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen in Kooperation mit dem rock’n’popmuseum Gronau, unterstützt von der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Siehe auch
→Städtisches Museum Herford
Sa., 08.07.2017, 16.30 Uhr
Begrüßung:
Sonja Langkafel
(Leiterin Städtisches Museum)
Grußwort:
Tim Kähler
(Bürgermeister der Stadt Herford)
Einführung:
Ulrich Neseker
(LWL Museumsamt Münster)
Musikalische Umrahmung:
Chor Con Anima Herford
(Leitung: Anna-Magdalena Prell)
16.07. und 13.08.2017, jeweils 16.30 Uhr
im Rahmen des Orgelsommers
29.07.2017, 15.00 Uhr
Sommer – Garten – Musik
mit anschließendem Konzert des Bläserkreises der Christuskirche unter der Leitung von Prof. Hirtzbruch und bei gutem Wetter Picknick im Villengarten.
Anmeldung erbeten unter Tel. 05221 189689
Führungen für Schulklassen
und andere Gruppen können gebucht werden unter
Tel. 05221 189689, mobil 0160 97732964
Email: sonja.langkafel@t-online.de
Mo., 10.07.2017, 16.30
Informationsveranstaltung für Multiplikatoren
Sa., 26. August 2017, 15.00 Uhr
Die sonst geschlossenen Gartentore werden geöffnet und die ursprüngliche Dimension des Parks wird sichtbar. Führungen zur Geschichte der Villa und des Parks.
Im Anschluss liest Dorothea Glück Gedichte.
Eine Veranstaltung des Städtischen Museums Herford.
Anmeldung erbeten unter Tel. 05221 189689
Hier den Flyer zur Ausstellung
→Reformation Flyer
Impressionen aus der Ausstellung
Wesentliches Exponat ist in dieser Ausstellung sicherlich die Musik selbst, vermittelt in Ton- sowie Bild-Ton-Dokumenten. Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung Instrumente, Gesangbücher und Notenblätter, Skulpturen, religiöse Druckgrafik, Gemälde, Materialien kirchenmusikalischer Veranstaltungen sowie Bühnenkleidung und -requisiten. Das rock’n’popmuseum Gronau hat Interviews mit den Vertretern wichtiger Vermittlungsinstitu¬tionen und aktiven Künstlern der religiösen Popmusikszene seit 1960 geführt, die Einblicke in Konzepte und Initiativen geben. Es waren im Wesentlichen die Menschen und einzelne Ini¬tiativen, die bewegten und Akzente setzten. Westfalen prägte und wurde geprägt.
Unter den Ausstellungsstücken sind historische Gesangbuchausgaben aus dem 16. Jahrhundert aus einer Privatsammlung von Pfarrer i.R. Wilhelm Gröne aus Menden. Zudem hat das Stadtarchiv Soest das kostbare Werk „FrewdenSpiegel deß ewigen Lebens“, anno 1599, als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Das Trost- und Erbauungsbuch enthält im Anhang die Kirchenlieder „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Diese haben bis in die heutige Zeit weite Verbreitung gefunden und Wirkung entfaltet. Wiederholt hat man sie als „König und Königin unter den Chorälen“ bezeichnet. Der Theologe und lutherische Hofprediger Philipp Nicolai (1556-1608) hat das Buch unter dem Eindruck der Pest in Unna, wo er eine Pfarrstelle inne hatte, verfasst.
Mit einem Audio Guide können die BesucherTondokumente hören. Zu hören sind bekannte, aber auch weniger bekannte Lieder und Instrumentaleinspielungen. Unter den präsentierten Tonbeispielen finden sich auch Stücke mit westfälischem Bezug und Aufnahmen westfälischer Interpreten, wie etwa der evangelischen Kantorei Iserlohn. Daneben gibt es Film- und Hörstationen, die Eindrücke von Musikrezeption und -tradition vermitteln.
Dr. Silke Eilers, LWL-Museumsamt für Westfalen