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ie Künstlerin ist 1969 in Bamberg geboren und widmet sich seit 2011 der Fotografie. Die Arbeiten der Künstlerin beschäftigen sich – der Tradition des Impressionismus folgend – mit dem Spiel von Licht, Farbe und Form. Durch die Konzentration auf Details schafft Astrid Lowack eine Hyperebene, die die realistische Darstellung zugunsten einer eigenständigen Interpretation in den Hintergrund treten lässt.
Die Ausstellung steht in direktem Zusammenhang mit den gleichnamigen Ausstellungen im Museum für Kulturgeschichte in Dortmund 2020 und im Museum Moderner Kunst Wörlen in Passau in diesem Jahr. Zu den drei Ausstellungen ist ein umfangreicher gemeinsamer Katalog erschienen.
Die Werke der international aufstrebenden Künstlerin geben Gefühle und Stimmungen preis in den Schwingungen und Bewegungen der Farben. Ihr Element ist das Licht, das ihre Fotografien mit einer betörenden, poetischen Präsenz erscheinen lässt.
Die Fotografien von Astrid Lowack haben jene seltene Strahlkraft, wie sie zu finden ist in barocken Kirchgewölben, wenn diese in völliger Abstraktion Himmelslandschaften entfalten. Der fotografischen Wirkung ihrer Arbeiten kann sich der Betrachter kaum entziehen. Er darf sich einlassen auf eine Begegnung mit Farbe und Licht, die nicht mehr in Begriffe überführt werden kann. Dem künstlerischen Ausdruck kann nichts Besseres gelingen als eine eigene unvertretbare Wirklichkeit zu schaffen.
Astrid Lowack lebt und arbeitet in der Nähe von Amsterdam.
Tatendrang, 2018, Print auf Diasec, 160 x 160 cm © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Fairytale, 2019, Print auf Diasec, 120 x 120 cm © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Sunny Mind, 2019, Print auf Diasec, 100 x 100 cm © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Tatendrang, 2019, Print auf Diasec, 200 x 200 cm © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Aufbau der Ausstellung
Zur Eröffnung
Zur Eröffnung
Die Kunst der Moderne hatte dem Illusionismus den Kampf angesagt. Und mit ihm der Perspektive, ihrem entscheidenden Werkzeug. Die glatte Bildfläche war ihre Spielstätte, und deren Betonung eine conditio sine qua non jeder avancierten Malerei und Zeichnung. Die Kunst der Post-Moderne vollführte einen U-Turn und steigert beständig die Möglichkeiten des Illusionismus‘ über alle bisher erreichbaren Grenzen hinaus. Die Instrumente liefern ihr die Algorithmen des digitalen Programms. In letzter Konsequenz werden sie die dünnen Trennfolien zwischen Realität und Illusion verschwinden lassen und eine Realität aus dem Rechner schaffen. Die Brücke zwischen moderner und nach-moderner Kunst – einer Kunst noch ohne Begriff – schlug das technische Medium der Fotografie.
Der Fotografie haftet gleichwohl der Ruf an, die optische Wahrnehmung der sichtbaren Wirklichkeit verlässlicher zu vermitteln als die Illusionsmalerei, in „unnachahmlicher Treue“, wie es Alexander von Humboldt formulierte. Obwohl auch das naive Sehen ein fotografisches Bild nicht mit dem unmittelbaren Augenschein des Sichtbaren verwechselt, erkennt man fotografischen und vergleichbar konstruierten Bildern nach wie vor ein hohes Maß dokumentarischer Qualität zu, betrachtet sie als eine Art authentischer Zeugnisse dessen, was sie zeigen. Die Realität in Form ihrer Vergangenheit.
Im Licht dieser Auffassung müssen die fotografischen Bilder der Künstlerin Astrid Lowack im identischen Format von jeweils hundert Zentimetern im Quadrat aus dem Rahmen der Konvention der fotografischen Übereinkunft fallen. Auf den ersten Blick muten sie wie abstrakte Gemälde an – mit dem Unterschied, dass sich ihre Textur hinter und nicht auf der Oberfläche der Bildfläche entfaltet. Oder anders ausgedrückt: Ihr Appell an die Hand der Betrachter, an deren taktilen Sinn erfolgt nicht unmittelbar, ist vielmehr allein Produkt der Vorstellungskraft. Bei direkter Überprüfung entpuppt er sich als Aufruf zur Täuschung.
Das unaufhörliche Oszillieren zwischen Täuschung und Ent-Täuschung, zwischen Bild und Abbild, zwischen Realität und Imagination ist zweifellos künstlerische Absicht. Indizien dafür, wenn auch bisweilen trügerische, deuten die Bild- und die Bildserientitel der Bildfolgen, die in einem bestimmten Zusammenhang stehen, an. So ist eine fulminante Reihe „Open Mind“ (2017) benannt, und ihr Titel ist die Aufforderung an die Betrachter, den Bildern unbefangen gegenüber zu treten, trotz der Irritationen, die sie zweifellos auslösen. Eine Aufforderung, die nicht ganz leicht fällt. Denn die Bilder der Künstlerin sind ihrerseits offen. Und die Irritation, die sie auslösen, rührt gerade daher, dass sie sich jeder Wiedererkennbarkeit entziehen. Ein einzelnes Bild trägt zudem den Titel „In Disguise“ (2016), eine adverbiale Bezeichnung, die so viel wie maskiert, getarnt, verkleidet heißt. Und der schöne poetische Titel „Burning Water“ (2015) verweist auf ein Phänomen, das den Horizont der Sphäre des Realen übersteigt. Als „Fotoillusion“ bezeichnet Astrid Lowack die Richtung, der ihre Kunst folgt, mit Grund.
Für alle Bilder der Künstlerin gilt jedoch, dass sie im strengen fotografischen Sinne untypische fotografische Bilder sind. Ihre Referenz bleibt unklar. Weder die sichtbare Realität noch die fotografische Technik als solche drängen sich auf. Noch schwerer dürfte ihre kategoriale Zuordnung sein. Sie als abstrakte Bilder zu apostrophieren, ist zwar auf den ersten Blick naheliegend. Doch schon ein zweiter verrät einen Formenreichtum, der nicht von dieser Welt zu sein scheint und dennoch Erinnerungen von Erscheinungen erzeugt, die in Umrissen vertraut sind und diese beschwören. Sei es durch eigene leibliche Erfahrungen, sei es durch Seh- und Bilderfahrungen etwa von Kino oder Fernsehen und von Welten im Kleinen, die nicht ohne weiteres ins Auge fallen. Unwillkürlich assoziiert man geheimnisvolle Höhlen mit bizarren Klüften und Riffen oder wunderbare Unterwasserlandschaften mit ihrem farbenfrohen Gepräge. Ich weiß, dass Künstler, deren Kunst unentdeckte Terrains erkunden, wenig erfreut sind, wenn Betrachter sie mit vertrauten Dingen in einen Zusammenhang bringen. Da ich einmal zugegen war, wie ein großer Maler sein Bild zerstörte, nachdem ein Kritiker ein Gesicht darin zu erkennen glaubte, werde ich mit außerbildnerischen Bezügen in Sachen der Bilder von Astrid Lowack vorsichtig sein.
Andererseits ist auch ein kritischer, ein geschulter Blick nicht gefeit vor derlei Versuchung. Bereits der Operateur der Wahrnehmung, das Gehirn, gleicht die vom Auge empfangenen und weitergeleiteten visuellen Reize und Stimulationen mit der Fülle gespeicherter Bilder ab, um Orientierung zu bieten. Es ist die Kunst der Künstler, diese Reaktionen des vermeintlichen „(Wieder)-Erkennens“ unaufhörlich zu durchkreuzen, ohne dass sie die Versuche in dieser Hinsicht zugleich ersticken. Nur dadurch entstehen die Oszillationen, die einen Teil des ästhetischen Potentials eines Bildes ausmachen und erst dessen Faszination befördern.
Homepage →Galerie allgemein oder→Künstlerin direkt
Astrid Lowack in der Ausstellung
Flyer zur Ausstellung →download (3,5 MB)
Anlässlich der Ausstellungen der Künstlerin 2020 in Dortmund, 2021 in Passau und jetzt bei uns in Herford ist ein umfangreicher 111-seitiger Online Katalog erschienen. © 2020 Samuelis Baumgarte Galerie e.K.
Herausgeberin und Editorin: Dr. Marion Bornscheuer
Abrufbar unter →Online Katalog
Führungen mit Sonja Ziemann-Heitkemper
Führungen sonntags
ab 18. 07. bis 05. 09. 2021 jeweils um 15.00 Uhr
Preis: Eintritt + 1,50 € pro Person
Führungen für Schulklassen nach Anmeldung
Private Sonderführungen (kostenpflichtig) auf Anfrage
Bei der Teilnahme an Führungen besteht im Museum Maskenpflicht. Wir bitten um Verständnis.
Kontakt/Informationen/Anmeldung
Mobil: 0170 5401495
E-Mail: →Sonja Ziemann-Heitkemper
Sonja Ziemann-Heitkemper
Samstag, 10. 07. 2021, 16.30 Uhr
Zur Eröffnung
Begrüßung:
Sarah Heitkemper
(Vorsitzende)
Wissenschaftliche Einführung:
Alexander Baumgarte
(Samuelis Baumgarte Galerie Bielefeld)
Sarah Heitkämper, Alexander Baumgarte
Grußwort:
Andreas Rödel
(stellv. Bürgermeister von Herford)
Einführende Worte:
Astrid Lowack
Astrid Lowack
Je länger man die Bilder von Astrid Lowack betrachtet, und vor allem, je intensiver, desto deutlicher scheinen sich nichtsdestoweniger Konturen von Mustern und Formationen abzuzeichnen, die derart flüchtig sind, dass sie sich in dem Augenblick, wo sie sich zur Identifizierung verfestigen, ohne Echo prompt wieder verschwinden.
Als ob sich in den vielfältigen Farb-Formgebilden eine Welt offenbaren würde, die noch im Entstehen begriffen ist, die fließt und sich immer von Neuem vorübergehend kristallisiert. Zumal einerseits die Bilder einer ästhetisch-formalen Logik gehorchen, und zum anderen über ihre Bildbegrenzungen hinaus walten. Außerdem haben sie meist keine fokussierte Mitte, keinen Augenpunkt; sondern eine ganze Reihe von Durchblicken und Blickbarrikaden konkurrieren miteinander, beanspruchen gleichberechtigt Aufmerksamkeit. Die Augen wandern unaufhörlich über die Bildfläche, suchen Halt, verlieren sich in den zahlreichen überraschen Details und ungewöhnlichen Farb-Form-Prägungen. Im direkten Bezug auf die Kunst ist wohl die Feststellung erlaubt, dass man angesichts der Bilder in den Stand versetzt wird, das Sehen, den Prozess und die Mechanismen der visuellen Wahrnehmung, förmlich sehen zu können, kurzum: sich beim Sehen zuzusehen.
Gestochen scharfe Partien wechseln mit unscharfen, nebelhaften ab, helle mit dunklen, grellfarbige mit tonigen; sanfte Übergänge mit schroffen Kanten, Flecken mit kompakten Flächen, Splitter mit weichen Kügelchen. Starke Kontraste bestimmen den Rhythmus. Nicht die Konstruktion der optischen Perspektive dehnt die Bildfläche zum Bildraum aus wie in „realistischen“ fotografischen Bildern – es ist allein die Farbe respektive deren Figurationen, die jeweils die räumlichen Vorstöße hervorbringen. Erstaunlich, welche Vielfalt von Variationen Astrid Lowack dabei findet. Kein Bild gleicht dem anderen, und jedes Bild stimuliert andere Assoziationen. Kein Zweifel, das Licht ist es, dem sich der Glanz und die stupende Ausstrahlung der Bilder verdankt. Das Licht; und nicht eine ausgefeilte Beleuchtung.
Begegnet man den Bildern tatsächlich unbefangen und unvorbereitet, ist der Eindruck nicht von der Hand zu weisen, dass sie ein Eigenlicht entwickeln oder hinter der Bildfläche wie die Glasmalerei eine spezielle Lichtquelle besitzen. Die differenzierten Brechungen des Lichts sorgen ebenfalls für ein Spektrum kaum oder nie erblickter Farben in freilich unüberschaubaren Nuancen. Die Flammen eines gerade auflodernden Feuers in sämtlichen Abstufungen von Rot bis Gelb springen einem in „Burning Water“ entgegen, so dass man fasst zurückschreckt. Unterstützt werden sie in ihrer Wirkung von den kühlen Farbverläufen der Bandbreite zwischen hellem Blau bis unergründlichem Grün. Doch auch das trifft zu: Wer sich anschickt, die Bilder von Astrid Lowack zu beschreiben, muss scheitern. Sie sind allein da, gesehen und erfahren zu werden. Und neben dem Vergnügen, das sie dem Sehen bereiten – in der zeitgenössischen Kunst ein Phänomen, das hervorgehoben zu werden verdient –, werden ihre Betrachter ferner ganz zwanglos entdecken, dass Sehen in erster Linie eine psycho-physiologische Angelegenheit, ist; etwas, das Geist, Gefühl und Leib gleichermaßen erfasst und anregt.
Klaus Honnef
Ausstellungsaufbau
Blick in die Ausstellung
1969
geboren in Bamberg
seit 1991
selbständig mit Marketing und Werbung
seit 1997
freiberuflich als Diplom-Designerin
seit 2011 zusätzlich als Foto-Künstlerin tätig
lebt und arbeitet in der Nähe von Amsterdam
Elements of Transcendence
Herforder Kunstverein im Daniel-Pöppelmann-Haus, Herford Sommer / Herbst 2021
Elements of Transcendence
Museum Moderner Kunst Wörlen, Passau 10.03.2021 – 04.07.2021
Elements of Transcendence
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund 09.05.2020 – 25.10.2020
2021 reloaded
Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 08.03.2021 – 06.06.2021
Komm mit in meine Welt
Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 15.06.2020 – 05.09.2020
Flashbacks
Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 05.07.2018 – 01.09.2018
Astrid Lowack
Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 31.08.2017 – 21.10.2017
Project Room: Astrid Lowack
Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 04.09.2016 – 19.11.2016
Die Künstlerin © Astrid Lowack
„Astrid Lowack – The Elements of Transcendence“
Hrsg. Dr. Marion Bornscheuer, April 2020
Hirmer Verlag, ISBN: 978-3-7774-3522-0
Das Buch liegt zur Ansicht aus und kann hier für 19,90 € käuflich erworben werden.
Fotoausstellung von Astrid Lowack im Herforder Pöppelmann-Haus
Ein emotionaler Rausch
Herford (WB). Was genau sie mit ihren Fotos ausdrücken will, schreibt Astrid Lowack dem Betrachter nicht vor. Denn oft erkennt der in den großformatigen Werken der 1969 geborenen Künstlerin viele unterschiedliche Dinge. Erst recht, wenn er sie länger betrachtet.
09.07.2021 Lars Krückemeyer
Copyright © Westfalenblatt
Pressegespräch
Bild 1:
Way to Illumination, 2018, Print auf Diasec, Ausschnitt © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Bild 2:
Alice, 2017, Print auf Diasec, Ausschnitt © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Bild 3:
Thoughts, 2018, Print auf Diasec, Ausschnitt © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Bild 4:
Out of the Dark, 2018, Print auf Diasec, Ausschnitt © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie
Bild 5:
Playing Angels, 2017, Print auf Diasec, Ausschnitt © Astrid Lowack / Samuelis Baumgarte Galerie