Die „Schönfeldsche Villa“ wurde 1874 vom Kaufmann H. F. Schönfeld auf der alten Stadtbefestigung, dem „neuen Rondell“, errichtet. Die stattliche Villa ist im spätklassizistischen Stil gehalten. 100 Jahre später fand das Richtfest für den Anbau des Architekten Dieter Oesterlen statt, der durch die Spende des Herforder Fabrikanten Adolf Ahlers realisiert wurde.
So konnte 1975, 20 Jahre nach Gründung des Herforder Kunstvereins, das Kunsthaus eingeweiht werden. Als Namenspatron wurde der gebürtige Herforder Daniel Pöppelmann ausgewählt, der es als Baumeister des Barock und Rokoko v.a. durch sein berühmtestes Bauwerk, dem Dresdner Zwinger, zu Weltruhm brachte.
Der rechtwinklige Anbau, das Daniel-Pöppelmann-Haus, grenzt westlich an die Villa an und setzt sich optisch stark ab, so dass beide Gebäudeteile zwar einen Komplex bilden, jedoch eher symbiotisch wahrgenommen werden. Das Grundstück fällt im Westen zum Stadtgraben hin mehr als acht Meter steil ab, während die anderen Seiten von Grünraum umgeben sind.
Der Anbau verfügt über relativ flache, horizontal geschichtete einzelne Dächer. Die Außenwände der eingeschossigen Verbindung zwischen Alt- und Neubau bestehen aus Glas, um hier eine großflächige Transparenz und Eigenständigkeit zu ermöglichen. Durch diesen architektonischen Kniff gelang es Oesterlen beiden Gebäudeteilen gerecht zu werden, ohne dass sich Villa und Anbau gegenseitig optisch erdrücken.
Das Innere der Kunsthalle präsentiert sich als Galerie: Die Eingangsebene, die sich in dem verbindenden Bauteil befindet, ermöglicht einen Überblick über die untere Ausstellungsebene, bzw. durch die großzügigen Fensterfronten des Anbaus.
Dach, Stützpfeiler und Decken sind aus Ortbeton hergestellt und bilden so einen Kontrast zu den aus Kalksandsteinen in Sichtmauerwerk konstruierten Wänden. Die bewusste Fokussierung auf die drei Baumaterialien Glas, Beton und Stein betonen das elegante und zeitlose Erscheinungsbild der Kunsthalle. Unterstützt wird diese Wirkung durch eine ausgeklügelte Positionierung der Führung des Sonnenschutzes, über das System der Stellwände bis hin zur Beleuchtung.
Die Stadt Herford kann sich glücklich schätzen, über einen derartigen Bau der Moderne zu verfügen. Sowohl in der Fachpresse als auch überregional wurde der Neubau mit großem Interesse verfolgt. Der bekannte Münchner Architekturkritiker Peter M. Bode, Sohn des „documenta“-Gründers Arnold Bode lobte die architektonische Leistung im April 1978 in der renommierten Fachzeitschrift „Westermanns Monatshefte“, welche mittlerweile leider eingestellt wurde.
Dem Kunstverein ist es ein Anliegen dieses Gebäude auch in Zukunft, allen Zweiflern zum Trotz, mit Leben zu füllen.